Zahnlos ohne Kunst

Es ist kalt heute, hier, in der Altstadtmarktpassage. Jetzt, als die Sonne weg ist und die Heimkehrer helfende Hauswände brauchen, um den Kurs zu halten.  Verlassene Räume hinter geschlossenen Glaswänden, aufgegeben, von wem auch immer sie einmal behaust wurden. Ein paar weitere Ladenleichen in einer Großstadt, die so klein ist, dass man nie weiß, wann und wo der nächste Laden dichtmacht. Normalerweise würde sie bleiben, diese Leere, vielleicht würde sich früher oder später eine Flasche durch die Fenster verirren, und dann die Tauben, um auch die letzte Ecke zu bebrüten, wie in den aufgegebenen Häusern in der Goethestraße.

Aber die Leere bleibt nicht. Arena hat die Ladenpassage gefunden. Und wenn Arena etwas nicht verträgt, dann ist es Leere – künstlerische Freiräume ausgenommen. Für die Stadt ist das wertvoll. Arena lässt Kreativität entstehen, wo vorher Leere war.
Arena ist nicht nur ein Festival der jungen Künste.
Arena ist das Festival der verlorenen Orte.

Arena ist der Recyclingapparat, den die Stadt braucht, um sich selbst neu zu erfinden. Selbsterneuerung steht Arena in jeden Buchstaben geschrieben- sei es durch das ständig wechselnde Kernteam, das Festivalmotto, die Farben oder den niemals endenden Austausch zwischen Alt-Arenas und dem jungen Gemüse (auch wenn Salatgurken gerade aus sind). Arena ist der Ouroboros Erlangens, die Schlange, die immer wieder verwahrloste Ruinen auffindet, um sie durch die Kreativität von Team und Künstlern mit neuem Leben zu füllen. 2009 war das die Friedrichstraße, letztes Jahr der Supermarkt am Anger. Und das Spielstättenrecycling hat so manchen positiven Nebeneffekt: Die Spielstätten sind nach dem Festival nicht nur sauberer als zuvor, sondern auch schöner.

Also liebes Ordnungsamt, liebe 20:00 Uhr-Omas, denkt daran, wenn euer Finger das nächste Mal über der Kurzwahltaste für die Störungshotline unserer grünen Freunde schwebt: Hier entsteht mehr als nur Lärm.  Hier finden und erneuern sich die künstlerischen Potentiale, die das Leben in einer Studentenstadt lebenswert machen und Künstlern wie Richard ermöglichen, ihren Zahnarzt zu bezahlen.

Dafür ist Arena da.

Und für die Sonnenaufgänge natürlich. Die Sonnenaufgänge, die wir sonst verpassen würden.

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